Mediation und Translanguaging im mehrsprachigen Kontext

In unserer globa­li­sierten Welt werden Kompe­tenzen benö­tigt, um konflikt­frei und über Sprach­grenzen hinweg zusam­men­zu­ar­beiten. Die Vermitt­lung zwischen Spra­chen wird genauso wichtig wie die Vermitt­lung einzelner Spra­chen.

Das Mediationskonzept und eine Translanguaging-Pädagogik sind wert­volle Ansätze in einem multi­lin­gualen Lern­kon­text, um

  • Schü­le­r/innen auf die erfolg­reiche Bewältigung von mehrsprachigen Kommunikationssituationen vorzu­be­reiten und
  • ein Bewusstsein für Diversität zu entwi­ckeln.

Trans­lan­gua­ging orien­tiert sich an Kommu­ni­ka­ti­ons­praxen mehr­spra­chiger Personen. Die Art und Weise, wie diese Sprecher/innen ihre Sprachen verwenden, deutet darauf hin, dass sie nicht über einzelne Sprachsysteme verfügen, sondern über ein sprachliches Repertoire, in dem die verschiedenen Sprachen vernetzt sind. Translanguaging bezeichnet genau diese Mechanismen. Aus der Translanguaging-Perspektive ist also das Mischen von Sprachen ein ganz normales und alltägliches Phänomen in der mehrsprachigen Kommunikation. Die Fähigkeit, effektiv zwischen Sprachen zu wechseln, kann auch im (Erst-)Sprachenunterricht genutzt werden.

Die Translanguaging-Pädagogik umfasst folgende Aspekte:

  • Verwendung mehrsprachiger Materialien
  • Verwendung verschiedener Sprachen im Unterricht
  • ein holistisches Verständnis von Mehrsprachigkeit, d.h. alle Sprachen, die in der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler vorkommen, sind wertvolle Ressourcen.
  • Nutzung des gesamten sprachlichen Repertoires der Schüler/innen

Auf den zuvor genannten Ansätzen des Translanguaging basiert der Begriff Mediation. Allgemein bekannter ist unter dem Wort Mediation die Vermittlung zwischen zwei Parteien in einer Konfliktsituation. Mediation kann aber auch im Kontext von Sprachen verwendet werden, im Sinne von Sprachmittlung zwischen Dialekt und Standardsprache, Fremdsprache und Erstsprache oder sogar zwischen zwei Fremdsprachen.

Sprachmediation ist gang und gäbe in einer mehrsprachigen Gesellschaft: Wir übersetzen für unsere Großeltern kurz, worüber unsere Freunde gerade sprechen, oder wir empfehlen unseren deutschsprachigen Freunden ein Buch, das wir in einer Fremdsprache gelesen haben, indem wir den Inhalt zusammenfassen. Sprachmediation bedeutet oft den Wechsel zwischen unterschiedlichen Modalitäten: Bei der Suche nach einer Ferienwohnung lesen wir Anzeigen im Internet durch und berichten unseren Eltern mündlich davon.

Sprachmediation kann gezielt als Ressource im Erst- oder Fremdsprachenunterricht eingesetzt werden, denn

  • Mediationsstrategien (Zusammenfassen, Paraphrasieren, wichtige Informationen herausfiltern) sind gleichzeitig wichtige Sprachlernstrategien.
  • die Erstsprachen der Schüler/innen können bewusst miteinbezogen werden, z.B. bei Gruppenarbeit oder Internetrecherche.
  • Mediation bedeutet auch, aus sprachlichen Ressourcen ein neues Produkt zu erstellen (aus Textquellen entsteht ein Plakat, ein Flyer oder ein Podcast).

Mediation ist neben Rezeption, Produktion und Interaktion ein Schlüsselbegriff im GeRS-Begleitband (Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen) und betont damit die Funktion von „Sprache als soziales Handeln“.

Um Schüler/innen auf die erfolgreiche Bewältigung mehrsprachiger Kommunikationssituationen vorzubereiten und ein Bewusstsein für Diversität zu entwickeln, bieten Mediation und Translanguaging-Pädagogik hilfreiche Ansätze für Lehrpersonen.

Auf www.oesz.at finden Sie hilfreiche Unterrichtsbeispiele und weitere Infos zum Thema, wie zum Beispiel:

  • die ÖSZ-Moodle-Platt­form, die laufend mit neuen Mate­ria­lien erwei­tert wird
  • kurze Videos zur Erklä­rung der zentralen Themen
  • Unter­richts­se­quenzen zur prak­ti­schen Umset­zung
  • FAQ für Lehr­per­sonen