Beobachtung & Diagnose

Es gehört zu den Kernkompetenzen der pädagogischen Arbeit, Schüler und Schülerinnen in ihrer Entwicklung einschätzen zu können. Die Kompetenzprofile MUKompP für Lehrpersonen des Erstsprachenunterrichts und DaZKompP für Deutschförderlehrkräfte geben einen Überblick über jene Themen- und Handlungsbereiche, in denen Lehrpersonen Kompetenzen und Wissen erwerben müssen - dazu gehört auch Beobachtung und Diagnose.

Zur Beobachtung der sprachlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen stehen Diagnoseverfahren zur Verfügung. Der Einsatz solcher Verfahren liefert hilfreiche Ergebnisse, die zeigen, wo eine Förderung ansetzen soll. Die Anwendung von Diagnoseverfahren braucht Schulung und Übung. Pädagogische Hochschulen und Universitäten bieten zu einigen der im Folgenden genannten Diagnoseverfahren Fort- und Weiterbildungen an. Es handelt sich um mehrsprachige Diagnoseinstrumente und Verfahren – also solche, die für Deutsch und weitere Erstsprachen einsetzbar sind.

Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstands Fünfjähriger
(HAVAS 5) – Übergang Elementar-/Primarstufe

Bei HAVAS 5 steht das mündliche Erzählen einer Bildergeschichte im Zentrum. Das Kind wird in einem Gespräch aufgefordert, zu einer sechsteiligen Bildfolge mit dem Titel "Katze und Vogel" etwas zu erzählen. Das Gespräch wird aufgezeichnet und im Anschluss mit einem Auswertungsbogen analysiert. Entwickelt wurde HAVAS 5 im Rahmen des deutschen FörMig-Programms im Auftrag der Hamburger Behörde für Bildung und Sport.

Sprachdiagnoseverfahren ELA: Erfassung früher türkisch-deutscher Literalität (Primarstufe)

Kinder, die mit zwei oder mehreren Sprachen aufwachsen, entwickeln in diesen Sprachen Fantasie, Kreativität und Ausdrucksfähigkeiten. Der Schreibprozess wird mit einem türkischen oder deutschen mündlichen Impuls initiiert. Dazu wird den Schülerinnen und Schülern das Situationsbild „Musik im Dschungel“/„Kaplan gül yiyor” vorgelegt – eine fantastische Szene aus einem Wald, in der ein Affe inmitten von anderen Tieren Geige spielt. Das ELA-Verfahren wurde an der Universität Wien in Kooperation mit der Universität Hamburg im Rahmen eines Projekts entwickelt, das von der Freudenberg Stiftung gefördert wird.

  • Zielgruppe: zweisprachige Schüler/innen Türkisch/Deutsch, 2.–4. Schulstufe
  • Sprachen: Deutsch, Türkisch
  • Zweck: Eruieren von literalen und literarischen Fähigkeiten in kindlichen Schreibproben für Türkisch und Deutsch, um sie für die schriftsprachliche Entwicklung nutzen zu können.
  • https://phaidra.univie.ac.at/view/o:1433470

Im Folgeprojekt RUTELA mit der PH Wien als Projektpartner soll das ELA-Instrument für die Sprachenpaare Russisch/Deutsch sowie Ukrainisch/Deutsch weiterentwickelt werden. Nähere Infos finden Sie hier.

Mehr zu ELA erfahren Sie im Fachvortrag von İnci Dirim im Infobereich rechts.

 

Tulpenbeet – Übergang Primar-/Sekundarstufe

Verfahren zur Bestimmung des Standes in der Schriftsprachentwicklung. Die Schüler/innen schreiben zu einem Bild-Impuls (Illustration eines Mannes, der in ein Tulpenbeet fällt) einen Text. Dazu gibt es je einen Auswertungsbogen für Deutsch, Türkisch und Russisch sowie Hinweise zur Auswertung. Im Fokus steht die Erfassung lexikalischer, grammatischer und textueller Fähigkeiten, wobei den Besonderheiten der Bildungssprache eigens Rechnung getragen wird. Entwickelt wurde TULPENBEET im Rahmen des deutschen FörMig-Programms auf der Grundlage der Philosophie des HAVAS 5-Verfahrens.

  • Zielgruppe: Schüler/innen am Übergang von der 4. in die 5. Schulstufe
  • Zweck: Erfassung des individuellen Sprachstands mit Schwerpunkt auf Text- und Erzählkompetenz (narrative Bildungssprache)
  • Sprachen: Deutsch, Russisch, Türkisch
  • Zeitumfang: Durchführung (in Gruppen möglich) max. 30 Minuten, Auswertung ca. 30 Minuten (pro Schüler bzw. Schülerin), je Sprache
  • https://www.foermig.uni-hamburg.de/publikationen/diagnoseinstrumente/tulpenbeet.html

Bumerang – Übergang Sekundarstufe/Beruf

Kern dieser Profilanalyse bildet eine Schreibaufgabe mit dem Titel “Fast Catch Bumerang”, die aus zwei Teilen besteht: einem Bewerbungsschreiben und einer (Bau-)Anleitung für einen Bumerang. Die Schüler/innentexte werden anhand eines Auswertungsbogens analysiert, die Analyse liefert Aussagen zum Stand der Textkompetenz, zur Syntax, zum (Fach-)Wortschatz und zu Elementen der Bildungssprache. Auch Bumerang wurde im Rahmen von FörMig erarbeitet.

  • Zielgruppe: Jugendliche am Übergang von der Sekundarstufe I in den Beruf
  • Zweck: Erfassung des individuellen Sprachstands bezogen auf die bildungs- und fachsprachliche Kompetenz
  • Sprachen: Deutsch, Russisch, Türkisch 
  • Zeitumfang: Durchführung (in Gruppen möglich) max. 45 Minuten, Auswertung ca. 30 Minuten (pro Schüler bzw. Schülerin), je Sprache
  • https://www.foermig.uni-hamburg.de/publikationen/diagnoseinstrumente/bumerang.html

Diagnoseinstrumente nur für Deutsch als Zweitsprache

USB DaZ – Primar- und Sekundarstufe

USB DaZ ist ein Beobachtungsverfahren. Am Zentrum Sprachliche Bildung im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit (BIMM) ist eine Kompetenzstelle für USB DaZ eingerichtet. Dort finden Sie alle Materialien sowie detaillierte Infos, Fortbildungsangebote und Ansprechpersonen

MIKA-D – Primar- und Sekundarstufe

MIKA D ist ein Testverfahren, das über Zuweisung zu Sprachfördermaßnahmen entscheidet. Auf der Website des Bildungsministeriums finden Sie Infos zu MIKA-D – dem Messinstrument zur Kompetenzanalyse Deutsch; darunter auch Infos für Eltern in 22 Sprachen.