Organisation & Vorteile

Der muttersprachliche Unterricht ist Teil des österreichischen Regelschulwesens. Schüler/innen, die mit einer anderen Erstsprache als Deutsch aufwachsen, sollen im Laufe ihrer Schulzeit eine sehr gute Zwei- und Mehrsprachigkeit entwickeln. Warum? Weil sich gute Kompetenzen in der Erstsprache positiv auf das gesamte Lernen und auf die mehrsprachige Persönlichkeits- und Identitätsbildung auswirken.
Da es sich um ein freiwilliges Angebot handelt, ist es wichtig, die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten beim Erstkontakt mit der Schule auf dieses Angebot hinzuweisen.
Das sind die Vorteile
- Schüler/innen entwickeln in ihrer Erstsprache die mündliche Ausdrucksfähigkeit weiter, lernen Lesen und Schreiben und vertiefen ihre schriftsprachlichen Kenntnisse. Sie können Bücher in ihrer Erstsprache lesen und Texte schreiben. So erwerben sie Lernstrategien, die ihnen auch beim Lernen anderer Sprachen helfen, und erweitern ihr Weltwissen, das sie in jedem Unterricht nützen können.
- Zuhause spricht man oft über Alltagsthemen. Der muttersprachliche Unterricht bietet die Möglichkeit, auch Wortschatz in sogenannter Bildungssprache (weiter) zu entwickeln. Diesen Wortschatz benötigen Schüler/innen, wenn sie z. B. ein Experiment beschreiben oder eine Rechenoperation erklären sollen.
- Schüler/innen lernen im muttersprachlichen Unterricht etwas über die Länder, in denen ihre Sprachen gesprochen werden. Das Wissen können sie gemeinsam mit den muttersprachlichen Lehrpersonen in Beziehung zu ihrem Leben in Österreich bringen.
- Sehr gute Kompetenzen in der Erstsprache und in der deutschen Sprache eröffnen bessere berufliche Chancen, z. B. Studieren oder Arbeiten in anderen Ländern oder Kommunikation mit internationalen Firmen. Bessere Sprachkenntnisse bieten auch die Möglichkeit, über Medien in der jeweiligen Sprache Informationen zu finden, und führen zu einer besseren Kommunikation mit der Familie und mit Freunden und Freundinnen.
So ist der muttersprachliche Unterricht organisiert
- Der muttersprachliche Unterricht findet häufig einmal pro Woche für zwei Unterrichtsstunden als Kurs statt. Das bedeutet, dass Kinder mit der gleichen Erstsprache in einer Gruppe zusammengefasst und meist am Nachmittag in dieser Sprache unterrichtet werden. Laut Lehrplänen können es je nach Schultyp auch mehr Wochenstunden sein. Grundsätzlich kann jede Sprache angeboten werden. Über das tatsächliche Angebot entscheidet die Schulleitung je nach Nachfrage/Bedarf und Ressourcen, die dem Schulstandort zur Verfügung stehen.
- Wenn es in Klassen einen hohen Anteil an Schüler/innen mit gleicher Erstsprache gibt, kann der muttersprachliche Unterricht auch integrativ als Teamunterricht stattfinden, wie es z. B. häufig an Wiener Schulen der Fall ist. Teamunterricht bedeutet, dass die muttersprachliche Lehrkraft während des Vormittagsunterrichts gemeinsam mit den Klassenlehrer/innen bzw. den Fachlehrer/innen unterrichtet. Auch eine Kombination aus Kursform und Teamunterricht ist möglich und sinnvoll.
- In der Volksschule wird der muttersprachliche Unterricht als unverbindliche Übung ohne Benotung durchgeführt. Schulen der Sekundarstufe können ihn auch als Freigegenstand mit Benotung anbieten.
- Teilnahmeberechtigt sind alle Schüler/innen mit anderen Erstsprachen als Deutsch und Schüler/innen, die im Familienverband zweisprachig aufwachsen, ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft und Sprachkompetenz.
- Die Fachlehrpläne für den muttersprachlichen Unterricht sind so offen gestaltet, dass sie sich grundsätzlich auf jede Sprache anwenden lassen, wodurch auch die Einführung zusätzlicher Sprachen erleichtert wird, da nicht für jede Einzelsprache ein neuer Lehrplan entwickelt werden muss. Im Bereich „Lehrpläne & Erlässe“ finden Sie weitere Informationen.